Manchmal möchten wir uns einfach besser fühlen. Dann sehnen wir uns nach einem schnellen Stimmungsheber. Doch brauchen wir dazu immer einen Anlass im Außen? Ist es nicht möglich, dies aus uns selbst heraus zu schaffen?
Um diese Fragen geht es in diesem Artikel, wie du es hinbekommst, dich in wenigen Minuten besser zu fühlen, auch dann, wenn die Welt um dich herum verrückt geworden ist.
Bevor wir zum Thema Journaling kommen, beginnen wir aber erst einmal ganz von vorne:
INHALT
Wie geht Lebensfreude grundsätzlich?
Lebensfreude hat etwas mit unserer Lebensenergie zu tun. Strotzen wir vor Energie, geht es uns gut. Fällt sie ab, geht es uns schlechter. Doch wie produzieren wir diese geheimnisvolle Essenz der Lebendigkeit?
Der menschliche Körper besitzt die Fähigkeit, in wenigen Minuten und aus sich selbst heraus Lebensfreude zu generieren.
Für manche ist diese Aussage natürlich eine ziemlich gewagte These, dennoch kann jeder ihre Richtigkeit selbst überprüfen:
Suche dir eine ungestörte Umgebung, schalte deine Lieblingsmusik an und beginne zu tanzen. Falls du dich auf deinen Körper und auf die Musik einlässt, wirst du sofort eine Verbesserung deiner Stimmung bemerken. Infolgedessen werden deine Tanzbewegungen ausgelassener und du lässt dich mehr und mehr in die Situation ein. Und schließlich wirst du spüren, wie dein Körper völlig losgelöst pure Lebenslust produziert – und zwar unabhängig davon, wie deine grundsätzliche Lebenssituation ist oder wie viel Anerkennung und Aufmerksamkeit du zuvor erhalten hast.
Dies ist nur ein kleines Beispiel unter vielen. Natürlich ist das ausgelassene Tanzen nicht jedermanns Sache. Doch der gleiche Effekt stellt sich auch bei jeglicher Form des kreativen Tuns ein: Alle, die gerne malen, basteln, ein Musikinstrument spielen oder einfach nur versunken ihrem Lieblingshobby nachgehen, wissen sofort, was gemeint ist.
Dabei geht es im Prinzip immer um dasselbe Phänomen: Führen wir eine Situation herbei, in der wir uns geistig nicht mehr mit dem Gestern oder dem Morgen beschäftigen, sondern wir uns vollständig dem Augenblick hingeben, beginnt unser Körper sofort Lebensfreude zu produzieren.
Besser fühlen durch Fokussierung
Aber warum fällt es uns so schwer, uns grundsätzlich auf den Moment zu fokussieren?
Es liegt an der Art und Weise, wie wir es gewohnt sind, zu denken und zu fühlen. In unseren Köpfen herrscht permanent ein mittleres Chaos. Jede Situation verknüpfen wir mit dem, was wir schon kennen, und verbinden so die Gegenwart mit etwas, was wir bereits in der Vergangenheit in unserem Gedächtnis abgelegt haben – wir interpretieren.
Damit hört dieser Gedankensalat aber noch lange nicht auf, denn dann verbinden wir das Ganze noch mit unserer Zukunft. Wir überlegen, welche Auswirkungen dies auf unser weiteres Leben haben könnte – wir projizieren.
Je weniger wir Situationen geistig mit dem verknüpfen, was wir schon kennen, und je weniger wir über mögliche Auswirkungen nachdenken, umso leichter fällt es uns, pure Lebenslust zu empfinden.
Wenn wir also unabhängig von äußeren Umständen sofort mehr Lebensfreude spüren wollen, haben wir lediglich einen Weg zu finden, mit unserem Geist in den Augenblick einzutauchen.
Wir müssen das Gestern oder das Morgen beiseiteschieben können, um unserem Körper die Chance zu geben, in wenigen Minuten zu seiner ursprünglichen Lebendigkeit zurückzukehren. Alles in allem heißt das:
Möchten wir in nur wenigen Minuten mehr Lebensfreude generieren, müssen wir Projektionen und Interpretationen vermeiden.
So viel zur Theorie – leider gibt es aber auch einen Alltag. Es wäre töricht zu glauben, wir könnten 24 Stunden durchs Leben tanzen.
Die Idee, sich ab sofort nur noch dem Moment hinzugeben, wäre zwar eine wundervolle Lebensphilosophie, sie ist aber leider ziemlich alltagsuntauglich. Denn dann würden wir zum Beispiel unsere Augen vor Kriegen, Globalisierungschaos oder Umweltzerstörung verschließen. Ganz zu schweigen davon, dass wir uns auch von jeder Form der Persönlichkeitsentwicklung oder einer konstruktiven Lebensgestaltung abschneiden würden, denn dies alles beruht einzig und allein auf unserer Fähigkeit, interpretieren und projizieren zu können.
Das heißt, bestimmte Gegebenheiten aufgrund unserer bisher gesammelten Lebenserfahrung nicht bewerten zu wollen oder mögliche Auswirkungen auf unsere Zukunft zu ignorieren, wäre ziemlich fahrlässig, wenn nicht zu sagen weltfremd.
Das Lebensfreude-Paradoxon
Es ergibt sich eine paradoxe Lebenssituation: Auf der einen Seite spüren wir nur dann am schnellsten mehr Lebensfreude, wenn wir auf das „Hier & Jetzt“ fokussiert sind, auf der anderen Seite müssen wir zur Bewältigung unseres Lebens auch auf Informationen aus unserem Gedächtnis zurückgreifen, um mögliche Folgen für unsere Zukunft besser abschätzen zu können. Was ist jetzt die Lösung?
Wir brauchen nicht grundsätzlich auf das Projizieren oder Interpretieren zu verzichten, wir müssen lediglich eine Achtsamkeit dafür entwickeln, ob es unserer Lebensfreude im Wege steht.
Die drei Modi unseres Denkens und Fühlens
Zur Wiederholung: Vereinfacht ausgedrückt ist unser Gehirn in der Lage, zeitlich in drei Modi zu agieren. Es kann sozusagen auf drei völlig unterschiedlichen Ebenen denken und fühlen:
- Gegenwartsmodus: Wir fokussieren
- Vergangenheitsmodus: Wir interpretieren
- Zukunftsmodus: Wir projizieren
Die erste gedankliche Ebene führt, wie bereits erläutert, automatisch zu mehr Lebensfreude. Stärken wir also unsere Fähigkeit, uns zu fokussieren, werden wir von der kostbaren Essenz der Lebendigkeit jederzeit kosten können. Bleiben noch die beiden anderen Ebenen übrig: Da muss ein Weg gefunden werden, damit sie unsere Lebensfreude nicht torpedieren.
Und genau dafür ist ein Tagebuch das perfekte Instrument! Wenn es noch zusätzlich wie ein Journal strukturiert ist, also geschickte Fragestellungen enthält, kann es uns täglich helfen, Lebensfreude auf allen drei zeitlichen Gedankenebenen zugleich zu generieren.
Ein Journal ist ein Tagebuch mit geführten Fragestellungen und zusätzlichen Möglichkeiten zur Selbstreflexion.
Aus diesem Grund habe ich das Tagebuch „Sich in Minuten besser fühlen“ entwickelt. Es ist die Kombination von Tagebuchschreiben und Journaling. Ein Tagebuch und Dankbarkeitsjournal in einem. Damit kannst du Tagebuchschreiben und Journaling gleichzeitig betreiben.
Ich nenne es im Folgenden „Dankbarkeitstagebuch“. Damit kannst du nicht nur deine Fähigkeit der Fokussierung auf den Augenblick stärken, sondern auch solche Zukunfts- und Vergangenheitsgedanken erleben, die deine Lebensfreude sogar erhöhen, statt sie zu reduzieren.
Lebensfreude durch Journaling
Schauen wir uns noch einmal die drei zeitlichen Modi unseres Denkens und Fühlens an:
1. Gegenwartsmodus: Kreativität
Obwohl wir in einem Tagebuch vielleicht über Vergangenes schreiben, so sind wir doch unbewusst auf den Augenblick fokussiert. Wir suchen nach den richtigen Worten und beschäftigen uns mit der Formulierung von Sätzen. Wir kommen zur Ruhe und vergessen unsere Umgebung – wir sind im „Hier & Jetzt“! Daher erfüllt bereits das tägliche Schreiben selbst die erste Voraussetzung, um mehr Lebensfreude zu generieren. Dasselbe gilt für jegliche andere Form von Kreativität. Daher befinden sich in meinem Dankbarkeitstagebuch genügend Freiflächen, auf denen eigene kleine Skizzen oder Zeichnungen möglich sind. Das tägliche Erschaffen von kleinen Kunstwerken wird den angestrebten Gegenwartsmodus deiner Gedanken deutlich festigen.
Kommen wir nun zu den Gedanken und Emotionen, die Vergangenes oder Zukünftiges betreffen – unsere täglichen Interpretationen und Projektionen. Auf der einen Seite brauchen wir diese beiden Fähigkeiten unseres Kopfes für unseren Lebensalltag, auf der anderen Seite bergen sie aber auch die Gefahr, unsere Stimmung ganz besonders zu verderben. Daher sollten wir zumindest einmal täglich trainieren, ausschließlich positiv zu interpretieren und zu projizieren.
2. Zukunftsmodus: Affirmationen
Affirmationen sind positive Aussagen über mögliche Situationen oder Handlungen. Sie sind eine Art lebensbejahende Glaubenssätze. Damit gehören sie zu der Familie der Projektionen. Affirmationen versorgen also unser Gehirn mit neuer, positiver Nahrung, die unsere Zukunft betrifft. Negative Gedanken-, Gefühls- und Handlungsmuster können so positiv überschrieben werden. Deshalb enthält mein Dankbarkeitstagebuch mehr als 100 unterschiedliche positive Affirmationen für die tägliche Anwendung.
Eine weitere Möglichkeit, durch Journaling unser Gehirn in unserem Sinne zu prägen, ist die Betrachtung von positiven Geschehnissen in unserer Vergangenheit. Wenn wir schon akzeptieren müssen, dass wir beim Interpretieren permanent den Augenblick mit Erinnerungen überladen, sollten wir uns zumindest einmal täglich an etwas erinnern, was unserer Seele guttut.
3. Vergangenheitsmodus: Erinnerungen
Mithilfe geschickter Fragestellungen, die nur schöne Erinnerungen wecken, können wir negative Prägungen unseres Gedächtnisses heilen. Daher sind in meinem Dankbarkeitstagebuch täglich Fragen zu beantworten, die ausschließlich erfreuliche Gedanken und Gefühle zur Folge haben werden.
Fazit
Das Dankbarkeitstagebuch „Sich in Minuten besser fühlen“ berücksichtigt alle drei zeitlichen Modi unseres Denkens und Fühlens. Es wird nicht nur deine Fähigkeit zur Fokussierung (Gegenwart) stärken, sondern auch deine Interpretationen (Vergangenheit) und Projektionen (Zukunft) positiv beeinflussen.
Je länger du es führst, umso mehr wirst du den zauberhaften Effekt dieser 3-Ebenen-Strategie spüren.
Und irgendwann wirst du erlernt haben, durch Journaling aus dir selbst heraus Lebensfreude zu produzieren, und dies in nur wenigen Minuten – egal, wie verrückt die Welt um dich herum geworden ist.
Luca Rohleder, Buchautor und Gründer des Netzwerks EMPATHIE & IMPATHIE
Quellennachweis: www.womenshealth.de/hier-und-jetzt
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