Es gibt wohl kaum ein Medium, das sich besser als Instrument zur Selbstreflexion eignet als ein Tagebuch. Damit kann es auch als wichtiges Werkzeug zur Selbsttherapie genutzt werden. Die Philosophie, Tagebuch schreiben als Therapie zu begreifen, hat sich längst in der akademischen Psychologie durchgesetzt.
Beim Schreiben setzen wir uns mit den Themen auseinander, die tief in uns verwurzelt sind, wie Ängste, Wünsche, eigene Erlebnisse und Erfahrungen.
Durch diese Reflexion lassen sich wiederkehrende Muster erkennen. Therapeutisches Schreiben konzentriert sich weniger auf kreatives Schreiben, sondern vielmehr auf das Führen eines Therapietagebuchs. Ähnlich wie das Sprechen in Therapiesitzungen dient das Schreiben als Ausdrucksform, die es dem Schreibenden ermöglicht, nicht nur zu handeln, sondern auch das Ergebnis seines Handelns zu reflektieren. Auf diese Weise entfaltet sich vor ihm eine chronologische Darstellung seines Lebens.
Da das Tagebuch nicht für die Einsicht anderer gedacht ist, besteht die Möglichkeit einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken und Gefühlen.
Regelmäßiges Tagebuchschreiben unterstützt dabei, die eigenen Gedanken und Gefühle besser zu verstehen und einzuordnen. Es fördert die Fokussierung auf das Selbst, die Selbstreflexion und steigert zudem die Konzentrationsfähigkeit.
Tagebuch schreiben als Therapie: 5 Tipps
1. Fazit setzen:
Es ist hilfreich, ohne übermäßiges Grübeln über den Inhalt nachzudenken, den man zu Papier bringt. Es genügt, die Gedanken und Gefühle einfach zu beobachten und festzuhalten.
Es geht darum, Erlebnisse zu beschreiben, ohne sich zu sehr in komplizierten Formulierungen zu verlieren.
Einfach schreiben, wie es einem in den Sinn kommt. Es ist ratsam, am Ende den Text noch einmal zu lesen und gegebenenfalls in zwei Sätzen eine Reflexion oder ein Fazit über die beim Lesen erlebten Gefühle festzuhalten.
2. Fantasie zulassen:
Ein Tagebuch ist mehr als nur ein Ort, um Worte niederzuschreiben. Es ist eine leere Leinwand, die darauf wartet, mit den Farben des Lebens gefüllt zu werden. Keine Regeln, keine Einschränkungen – nur grenzenlose Fantasie.
Ob du deine Gedanken in Worten ausdrückst, deine Erinnerungen in Bildern festhältst oder eine Collage aus verschiedenen Materialien erstellst – das Tagebuch ist ein Ort, der alles willkommen heißt.
Blumen, die den Duft vergangener Tage einfangen, Fotos, die Momente der Freude oder Trauer einfrieren, Zeitungsausschnitte, die die Schlagzeilen der Zeit festhalten, oder Stofffetzen, die die Berührung von geliebten Menschen bewahren – alles hat seinen Platz in diesem Buch der Erinnerungen.
Habe keine Angst vor dem Unkonventionellen, denn gerade in der Fantasie finden wir die wahren Schätze unseres Lebens.
Also lass deiner Fantasie freien Lauf, öffne die Tore deiner Vorstellungskraft und lass jedes Element, das für dich bedeutsam ist, seinen Platz in diesem Tagebuch finden. Es ist deine persönliche Oase der Kreativität, ein Ort, an dem deine Gedanken und Erinnerungen in einem bunten Kaleidoskop aus Ausdruck und Farbe zusammenkommen.
3. Innehalten als Therapie:
In der heutigen Zeit, geprägt von Hektik und Stress, gewinnt das therapeutische Innehalten eine immer größere Bedeutung. Die positive Wirkung des Schreibens als Instrument zur Selbsthilfe und als ergänzende Therapiemethode ist ein Thema, dem sich zahlreiche Bücher widmen. Es ist faszinierend zu erkennen, wie das Verschriftlichen von Ängsten und belastenden Erlebnissen unseren Geist nachhaltig stärken kann.
Das Schreiben fungiert dabei als eine Art mentaler Haltepunkt, der es uns ermöglicht, innezuhalten und wieder zu unserem inneren Gleichgewicht zurückzufinden.
Besonders beeindruckend ist, wie das Schreiben sogar bei langwierigen physischen Erkrankungen eine positive Auswirkung haben kann. Es hat die Kraft, depressive Symptome zu lindern und einen Hoffnungsschimmer in dunklen Zeiten zu setzen.
Ein Blick in die Literaturgeschichte verdeutlicht die immense Bedeutung des Schreibens als Bewältigungsstrategie. Wer könnte nicht an Franz Kafkas eindringlichen „Brief an einen Vater“ denken, der ein ehrliches Ringen um Verständnis und Identität darstellt.
Ein moderneres Beispiel ist der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf, der 2013 an einem Hirntumor verstarb. Sein Blog „Arbeit und Struktur“ wurde zu einem Ort der Verarbeitung, an dem er seine Erfahrungen mit der Krankheit und dem bevorstehenden Tod mit einer bemerkenswerten Offenheit teilte.
Durch das Schreiben fand Herrndorf einen Weg, mit seiner Situation umzugehen und anderen Menschen gleichzeitig eine Quelle der Inspiration und des Trostes zu bieten.
Es ist erstaunlich, wie diese Beispiele zeigen, dass das Schreiben nicht nur ein kreativer Ausdruck ist, sondern auch eine kraftvolle therapeutische Praxis sein kann, die uns dabei hilft, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.
4. Tagesroutine finden:
Es wird empfohlen, dein Tagebuch stets am selben Ort und zur gleichen Zeit zu führen. Die Regelmäßigkeit, nicht der Umfang, ist hierbei entscheidend. Lege dir eine festgelegte Zeitspanne fest, idealerweise zwischen 10 und 30 Minuten pro Tag. Wenn du deine Eindrücke zum Beispiel aus Therapiesitzungen festhalten möchtest, ist es am besten, dies direkt nach der jeweiligen Sitzung zu tun, anstatt dich auf tagesaktuelle Ereignisse zu konzentrieren.
Es ist wichtig, zu einer Zeit zu schreiben, die dir das Eintauchen in die Selbstreflexion erleichtert.
Dabei spielt es keine Rolle, ob du dies vor dem Frühstück, während der Bahnfahrt oder vor dem Schlafengehen tust.
Um wiederkehrende Muster zu identifizieren, ist es ratsam, deine Einträge nicht nur mit dem Datum, sondern auch mit der Uhrzeit zu versehen. Zusätzliche Informationen wie das Wetter, die Jahreszeit und deine Motivation für den Eintrag können ebenfalls ergänzt werden, um deine beschriebenen Gefühle und Erlebnisse besser einordnen zu können.
5. Selbstveränderung initiieren:
Das Führen eines Tagebuchs kann eine außergewöhnlich kreative Reise anstoßen, die die Selbstveränderung auf eine tiefgreifende und positiv stimulierende Art und Weise beeinflusst. In dieser Reise steht das Ich stets im Mittelpunkt, eingeladen, sich in seiner vollen Bandbreite zu entfalten, zu reflektieren und zu wachsen.
Das Tagebuch bietet einen sicheren Raum, in dem das Ich seine Gedanken, Ängste, Träume und Gefühle in Worte fassen kann, ohne Urteil oder Voreingenommenheit.
Durch das Schreiben im Tagebuch fördern wir nicht nur die Selbstreflexion, sondern auch die ehrliche Auseinandersetzung mit uns selbst. Es erlaubt uns, die Unstimmigkeiten und vagen Gefühle, die in unserem Inneren existieren, zu benennen und ihnen Raum zu geben.
Jeder Satz, jedes Wort, das auf das Blatt fließt, ist ein Akt der Selbstakzeptanz und Selbstverantwortung.
Es gibt kein „falsches“ Schreiben – denn alles, was wir niederschreiben, ist ein Ausdruck unserer authentischen Selbst.
Indem wir uns dem Prozess des Tagebuchschreibens hingeben, öffnen wir uns für die Möglichkeit der Selbsttransformation. Wir werden Zeuge unseres eigenen Wachstums, während wir Seite um Seite unseres Tagebuchs füllen.
Tagebuch schreiben ist eine Reise der Selbstentdeckung und Selbstentfaltung, die uns dazu ermutigt, unser volles Potenzial zu erkennen und zu entfalten.
Luca Rohleder, Gründer des NETZWERKS GLÜCKLICHER LEBEN und Entwickler der LUCA TAGEBÜCHER
Quellenangaben:
- www.zdf.de/gesundheit-psychologin
- www.deutsche-heilpraktikerschule.de/tagebuch-fuehren
- www.hoerner-group.de/therapeutische-schreiben
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